Herausforderung Schichtarbeit – notwendig, aber belastend. Was tun für bessere Gesundheit und mehr Lebensqualität?
Teil 1: Auswirkungen von Schichtarbeit
Unsere Kunden und Kundinnen gehören sehr häufig Branchen an, in denen Schichtarbeit, also das Arbeiten mit regelmässig wechselnden Arbeitszeiten in der Nacht und am Wochenende, unumgänglich ist. Ob in der Pflege, in Spitälern, der Industrie oder bei der Polizei, etwa 1/6 der Arbeitnehmenden in der Schweiz arbeiten in Schichten. Und der Anteil von Schichtarbeit nimmt stetig zu.
Schichtarbeit bleibt oft nicht ohne Folgen für den/die Arbeitnehmer/in und stellt auch den/die Arbeitgeber/in vor Herausforderungen. In diesem Blog-Beitrag möchten wir auf die vielfältigen Auswirkungen von Schichtarbeit eingehen. In den Beiträgen, die in den nächsten Wochen erscheinen, erläutern wir Möglichkeiten, die der/die Arbeitnehmer/in selbst und der/die Arbeitgeber/in ergreifen kann, um diese Auswirkungen zu verhindern bzw. zu verringern.
Allgemein
Arbeiten im Schichtbetrieb kann zu erhöhtem Stress und ungesundem Konsum (Tabak, Ernährung, Alkohol) führen. Krankheitsbedingte Abwesenheiten häufen sich, durch Schläfrigkeit und herabgesetzte Aufmerksamkeit steigt das Unfallrisiko und die Fehlerquote. Eine durchgemachte Nacht stecken wir mit 20 besser und schneller weg, als mit 50. So ist das auch bei der Schichtarbeit: Mit steigendem Alter fällt Schichtarbeit immer schwerer.
Gesundheit
Die regelmässige Arbeit gegen die innere Uhr kann verschiedene gesundheitliche Auswirkungen haben. Je länger im Schichtdienst (mit Nachtschichten) gearbeitet wird, desto höher der Anteil an chronischen manifestierten Erkrankungen und Schlafstörungen. Dabei sind Schlafstörungen das häufigste Problem bei Schichtarbeitenden. Gerade nach einer Nachtschicht fällt es vielen schwer, einzuschlafen oder eine längere Zeit am Stück zu schlafen. Das liegt zum Einen an dem verschobenen Schlafrhythmus und zum Anderen daran, dass der Schlaf am Tag im Vergleich zur Nacht nicht so tief ist. Der Mensch ist nun mal ein tagaktives Wesen.
Bis zu 20% aller Schichtarbeitenden leiden am sogenannten Schichtarbeiter-Syndrom, welches durch Schlaflosigkeit und/oder übermässige Schläfrigkeit während des Wachzustandes gekennzeichnet ist und oft mit einer geringen Gesamtschlafdauer einhergeht. Eine ernstzunehmende Erkrankung, die dazu führen kann, dass die betroffene Person temporär bis dauerhaft nicht mehr für Nachtschichten eingesetzt werden darf.
Arbeiten im Schichtbetrieb ist nicht nur ein Störfaktor für den Schlaf-Wach-Rhythmus, sondern auch für die Verdauung und senkt die Expositionsdauer von Tageslicht. So verwundert es nicht, dass Schichtarbeit als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Erkrankungen, Diabetes, Übergewicht, Fettwechselstörungen und Depression gilt. Einige Studien kommen zu dem Schluss, dass Schichtarbeit das Risiko für Krebserkrankungen erhöht, wobei noch nicht klar ist, ob dies auf das Melatonin-Defizit (sogenanntes «Schlafhormon») oder auf die häufig ungesunde Lebensweise durch Schichtarbeit zurückzuführen ist.
Soziale Teilhabe und Familienleben
Die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie/Freunden/Vereinen o.ä. ist durch Schichtarbeit deutlich erschwert. Gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie, Treffen mit Freund*innen nach Feierabend, das Volleyballtunier am Wochenende; soziale Teilhabe ist für Schichtarbeitende eine Herausforderung, besonders bei unregelmässigen Schichtabfolgen und kurzfristigen Änderungen. Von der Organisation der Kinderbetreuung ganz zu schweigen.
Langfristige Folgen
Das sind viele Faktoren, die arbeiten im Schichtbetrieb unattraktiv machen und dazu führen, dass immer mehr Arbeitnehmende dieser Form der Arbeit den Rücken kehren.
Um der Abwanderung von Arbeitnehmenden entgegenzuwirken und krankheitsbedingte Fehlzeiten zu reduzieren, ist es essenziell für Unternehmen/Organisationen für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen und in die Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeitenden zu investieren.
In den Beiträgen (Teil 2, Teil 3, Teil 4) der folgenden Wochen möchten wir Ihnen Ideen und mögliche Lösungsansätze vorstellen, wie die Auswirkungen von Schichtarbeit reduziert werden können.
Diese Blog-Serie basiert auf einer Literaturrecherche, bei der etwa 80 wissenschaftliche Fachartikel ausgewertet wurden. Auf Anfrage stellen wir ihnen die Literaturliste gern zur Verfügung.